10 FRAGEN AN VALENTIN ALEX

Jeder Yogaweg ist anders, aber seiner ist besonders abgefahren. Höchste Zeit für den begnadeten Yogalehrer Valentin Alex, uns von seiner Vergangenheit zu erzählen und davon, wo die Liebe anfängt.

VON KRISTIN RÜBESAMEN

Er war ein Bühnenstar der „Westside Story”, liebte Rotwein, Chaos und Drama und landete eher zufällig beim Yoga. Heute, mehr als 14 Jahre später, ist Valentin Alex nicht nur erfolgreicher Yogalehrer, Unternehmer von Yoga-Reisen und bildet Yogalehrer aus. Er ist auch glücklich verheiratet mit der bezaubernden Irina Alex, isst kein Fleisch, trinkt keinen Alkohol und kann zu jedem Zeitpunkt herzlich über sich lachen. Woher nimmt er bloß seine Energie? Und wer sonst käme auf die Idee, eine Sequenz (und eine seiner besten) „Yoga statt Espresso” zu nennen?

1. Auf einer Skala zwischen 1 und 10: Wie glücklich bist du jetzt gerade?
 

Da nach der Vollbremsung „Corona” der Neustart im Gange ist und der Monat Juni angefüllt ist mit ECHTEN Menschenkontakten, bin ich voller Vorfreude.


2. Wie war dein erster Kontakt mit Yoga?
 

Mein Anfang war ein Buch. Ich fand ein Yogabuch und begann ohne Anleitung mit dem Üben. Aus heutiger Sicht als Yogalehrer eine Katastrophe. Später gesellten sich noch ein paar interessante Yogakurse zu meiner Erfahrung. Beispielsweise sollte ich einmal nach der Asana-Praxis Milch über eine Buddhastatue gießen.

3. Wie ehrgeizig bist du? Leidest du unter den Ansprüchen, die du dir selbst stellst?
 

Ja, ich bin ehrgeizig, aber ich habe schon früh gelernt, dass ich mich nicht meinem Bauchgefühl widersetzen kann. Mein Körper signalisiert mir sehr früh, wenn ich mit dem Kopf durch die Wand will. D.h. ich bin inzwischen viel ruhiger geworden und zünde mich nicht mehr an beiden Enden an, wie früher. Heute ist der Ehrgeiz abgelöst worden durch die schöpferische Vorfreude an meinen Projekten. Aber ich bin wachsam.

4. Warum hast du dich entschieden, Yoga auch zu unterrichten? Was ist das Besondere an deinem Unterricht?


Da bin ich meiner Frau Irina Alex sehr dankbar, denn sie hat mir den roten Teppich ausgerollt. Bei ihr konnte ich in aller Ruhe beobachten, wie das so ist als Yogalehrer/in. Irgendwann wurde aus Interesse Leidenschaft, und ich saugte mein erstes Teacher Training auf. Inzwischen leite ich selber eine Yogalehrer-Ausbildung, verrückt. Mein Unterricht ist geprägt von meinem Feuer, meiner Motivation und Lebenslust und vor allem von meinen Beweggründen, Yoga als das zu praktizieren, was es ist, nämlich viel viel mehr als nur eine physische Praxis. Letztlich möchten wir uns in unserem Kern erfahren. Ich erzähle gerne spannende Geschichten aus meinem Leben, um Yoga greifbar zu machen.

5. Welchen irdischen Besitz schätzt du am meisten?
 

Meinen Rückzugsort, meine Wohlfühloase, meine Wohnung am Wasser.

6. Was bedeutet das erste Sutra aus Patanjalis Yoga Sutra, Atha Yoga-anushasanam, für dich?
 

Meine Auffassung des ersten Sutra liegt in der Macht des menschlichen Bewusstseins. Wenn wir in der Lage sind, nur im Jetzt zu weilen und unsere Gefühle/Gedanken ruhig auszurichten, können Wunder geschehen.


7. Was hat Yoga mit Liebe zu tun (und warum sind Beziehungen manchmal so schwierig)?
 

Liebe zu fühlen, fällt uns bekanntermaßen ziemlich leicht, wenn wir durch die rosarote Brille sehen und verliebt sind. Jeder, der eine längere Beziehung führt, weiß, dass das noch nichts mit Liebe zu tun hat. Wenn wir diese Brille abnehmen, fängt die Liebe an. Dann ist die Herausforderung, etwas hineinzugeben, statt nur haben zu wollen oder einzufordern. Sonst begegnen sich nur zwei Bettler. Der eine greift dem anderen in die Tasche und sagt: „Du hast ja auch nichts!“ Wenn wir einfach nur bedingungslos geben wollen, ist die Liebe angekommen, und doch stellt sie uns immer wieder neue Aufgaben, damit es nicht langweilig wird.

8. Wann bist du zuletzt vom Yogaweg abgekommen?
 

Immer wieder. Das ist normal. Schon wenn ein ärgerlicher Gedanke durch den Kopf streift und die Gefühle vergiftet, ist es um den edlen Weg geschehen. Aber vielleicht ist ja genau das der Weg. Fallen und aufstehen, fallen und aufstehen... Nur dass das Aufstehen immer schneller vonstatten geht, ein Glück.

9. Welche Tugend würdest du am liebsten besitzen?


Geduld, ich bin dran...

10. Was kann Yoga – und was kann Yoga nicht?
 

Yoga kann alles und Yoga kann nichts. Es kommt auf das Individuum an. Stelle zwei Menschen auf eine Yogamatte. Der eine verinnerlicht die Erfahrung, nimmt sie hinaus in sein Leben, hält immer wieder inne und ist dankbar. Der andere macht ein wenig Gymnastik, schwitzt und atmet, fühlt sich danach etwas erleichtert, und zwei Stunden später ist alles beim Alten.

Kristin Rübesamen - Chefredakteurin von YogaEasy 

Ein Artikel von Kristin Rübesamen veröffentlicht auf YOGAEASY.DE